Dr Jósa András levele Kossina berlini archaeologushoz 1900 szept. 12. (4 lap)
Dr Jósa András
Kossina berlini archeologushoz
írt levele
Nyiregyháza 1900 Sept 12
Hochverehrter Herr Doctor!
Vor paar Wochen hatte in die Ehre eine kleine Brochure zu überreichen, welche ich auf die Urgeschichte meines Comitates bezieht. – Sie haben mich ermuthigt, dass ich aus diesem in ungarischer Sprache geschriebenen Aufsatze einen Auszug in deutscher Sprache mittheilen solle.
Auf diese freundliche Aufforderung habe ich entgegnet, dass ich ohne mich der Lächerlichkeit preis zu geben, mich der deutschen Sprache nicht bedienen kann.
Sie waren so gütig, mich zu versichern, dass Sie meine Sprachfehler schon ausbessern werden.
Ich habe deshalb versucht einen Auszug anzufangen. – Es ging aber gar nicht; denn das Schriftchen ist ohnehin so kurz gehalten, dass das Ganze eben nur als Auszug dessen zu betrachten ist, was ausführlicher zu behandeln wäre.
Gestern Nachmittag habe ich den beigeschlossenen 11 Seiten geschrieben, und ich bin nur bis zur dritten Seite der gedruckten Abhandlung gelangt. – Wahrscheinlich würde das Übrige nicht so flach und ausgebreitet sein. Voraus lässt sich dass aber nicht berechnen, dem wie Sie es viel besser wissen als ich, hängt die Schreibe-Lust von verfüglichen Zeit und Laune ab. – Stoff fehlt nicht. – Es fehlt aber die entsprechende Fachliteratur, so dass ich hauptsächlich auf das Wenige beschränkt bin, was ich als fachliebender Dilettant in 30 Jahren in meiner Gegend am Felde der Archeologie beobachtet habe. – Es mag Manches im unserem kleinen Museum – welches hauptsächlich meine Wenigkeit zusammen gebracht hat sein, was ich entweder überschätze, oder aber nicht gehörig würdigen kann. Das letztere gründet sich auf Mangel an entsprechender Literatur. In Hauptstädten sind Bibliotheken, die Jedermann benützen kann. Ein Landarzt hat aber die Mittel nicht, das Erwünschte sich zu verschaffen, und muss desshalb im Dunkeln herum tappen.
Das erstere findet aber seine Erklärung darin, dass ich nach unseren Funden fest überzeugt bin, dass die Cultur in der Urzeit von Osten nach Westen gedrungen ist, und nicht umgekehrt.
Aus politischen Gründen sind wir Ungarn, – die aus Asien später nach Europa eingedrungen sind, als die Indogermanen. – so verschrien, als ob wir der Cultur überhaupt unfähig wären.
Diese – unter Anderen – durch Lueger zur Dogma erhobene Meinung ist ebenso ungerecht, wie die Anathema über die Mohamedaner, die doch Väter der Astronomie, Algebra, und der Chemie waren, und in Spanien tausendmal mehr Culturspuren hinterlassen, als die „rana rupta bos“ Spanier. Freie Völker erheben sich; geknechtete sinken.
In der Urzeit waren bei uns wahrscheinlich freie Völker, und relativ höher entwickelt, wie die Völker welche im Bereiche der raub- und habgierigen Römer waren. Unsere Gegend hat Tacitus nicht begeifert, denn hier haben sie keine transportfähigen Raubgegenstände sich holen können.
Das ist der Grundton welcher mir aus unserer Urzeit in den Ohren klingt.
Mit solchen asiatischen Ansichten behaftet, wäre eine Utopie zu hoffen, dass auf archeologische Funde gestützte solche Ansicht, welche der gegenwärtigen Eingenommenheit nicht entspricht, im herrschenden Brandung des Ostenhasses nicht unterginge.
Im Verlaufe des beigeschlossenen Aufsatzes, werde ich mir erlauben einige Bemerkungen über Hängekessel fallen zu lassen, wovon in nat. h. Museum aus Hallstatt 2, aus Uniz 5, und aus Bardócz zweie vorliegen. – Wann und mit welchen Beilagen diese gefunden worden sind, ist mir unbekannt. Ich bitte sehr mir diese Umstände mit zu theilen. – Ich bin im Besitze solcher dreier Stücke aus meinem Comiate. Im national Museum zu Budapest ist ein Stück aus Hajdu-Böszörmény, welches Ort von uns nur 20 Kilometer weit entfernt ist. In Pannonien in Somlyó (Comitat Veszprem) ist ein solcher gefunden worden, und ist im Museum des Herrn Darnay Kálmán in Sümeg. Es mögen auch Andere gefunden worden sein, von welchen ich aber keine Kenntnis habe. – Meines Wissens sind aber nur im meinen Kessel Bronzewerkzeuge gefunden worden. Dies Umstand ist wichtig genug um zu beleuchten woher diese Kessel und aus welcher Zeit stammen.
Wenn mir die Geduld nicht ausgeht, möchte ich meine in Absicht genommene Arbeit in einem selbständigen Hefte veröffentlichen.
Ich stelle daher die ergebene Bitte, mir mit zu theilen, ob es sich der Mühe lohnen würde, die begonnene kleine Arbeit in diesem Style fort zu setzen, und ob ich einen Verleger finden könnte, wo und wie?
Mir liegt hauptsächlich daran, die Aufmerksamkeit der Fachwelt auf unseren Winkel im östlichen Ungarn zu lenken.
Bei uns ist der archeologische Sport nicht so entwickelt wie in Österreich und Deutschland. –
Die kleine Arbeit würde vielleicht geeignet sein, die Brücke zu bezeichnen, welche in der Urzeit das Osten mit dem Westen verbunden hat.
Nach Durchlesung des begonnenen Aufsatzes, bitte ich es mir zurück zu senden, damit ich es fortsetze kann.
Mit der Bitte mein holperiges Deutsch zu verzeihen bleibe ich mit Hochachtung Ihr
ergebener Diener
Dr Andreas von Jósa
Wenn ich die Cliché-s der im K. Hofmuseum befindlichen Hänge Kessel leihweise zur Benützung erhalten könnte, würde ich sehr dankbar sein.